Rauchen ist nicht nur eine Sucht. Es ist auch eine Gewohnheit.
Das hast du sicher auch schon festgestellt: Ungefragt hat sie sich eine feste Gewohnheit in dir breit gemacht. Jetzt willst du mit dem Rauchen aufhören und stellst fest: So einfach geht das nicht.
Die erste Fessel
Es ist verzwickt: Kaum ein Raucher wählt bewusst und bei klarem Verstand: “Ich fange jetzt an zu rauchen!” Da wird nicht erst ausführlich und gründlich das Für und Wider abgewogen. Es läuft anders. Bei den meisten heutigen Rauchern begann es damit, dass sie Menschen, die ihnen nahe waren, nachgeahmt haben: Die eigenen Eltern, Freunde, die Clique.
Der Grund: In uns Menschen gibt es immer noch eine uralte, unbewusste Motivation, dazu zu gehören.
Dieses Bedürfnis geht auch beim heutigen Menschen immer noch zurück auf den früheren “Herdentrieb”. Wer nicht in der “Herde” lebte, dessen Leben war gefährdet. Denn die Herde schützte den Einzelnen.
Auch wenn wir es heute nicht mehr als bedrohlich erleben: Es ist uns angenehm, dazu zugehören.
Weil diese Motivation so unbewusst ist, fällt es Rauchern oft schwer, das zu durchschauen.
Schon ist die erste Fessel angelegt.
Dieser erste Strick ist dann auch noch besonders fest, weil er doppelt verknotet ist:
Der Raucher will die Gruppe nicht verlassen, weil das bei ihm Ängste auslöst. Die Gemeinschaft der Raucher will den einzelnen Raucher aber auch nicht gerne gehen lassen, weil es bei den verbleibenden Rauchern unangenehm ist. Nach dem Motto: Jetzt verlässt schon wieder einer das sinkende Schiff!
Die zweite Fessel
Der zweite Knebel dieser Gewohnheit besteht darin, dass sie mit weiteren Verhaltensweisen, Orten, Erlebnissen oder Personen gekoppelt ist.
Die Zigarette nach dem Essen ist ein typisches Beispiel dafür. Aber auch die Zigarette zum Kaffee oder zum Bier.
Diese Koppelung kannst du ganz einfach erkennen: Wenn der gekoppelte Teil aktiviert wird, setzt bei dir automatisch das Bedürfnis zu rauchen ein.
Auch diese zweite Fessel läuft unbewusst ab. Du sagst dir ja nicht: “Weil ich jetzt gerade gegessen habe, will ich jetzt eine Zigarette rauchen.” Vielmehr kommt nach dem Essen dieses Bedürfnis einfach hoch.
Manche Raucher erleben diese Kopplung, wenn sie etwas erledigt haben oder wenn sie einen Erfolg erzielt haben. Sie bewerten das Rauchen als “Belohnungszigarette”.
Andere Raucher spüren dieses Phänomen bei jedem starken Gefühlserleben, sei es positiv oder negativ. Egal was gerade geschehen ist: “Da muss ich erst mal eine rauchen!” ist zumindest der innere Gedanke.
Wenn du frei werden willst vom Rauchen, geht es deshalb auch darum, diese Koppelung der Gewohnheiten aufzulösen.
Die dritte Fessel
Die dritte Fessel schließlich bildet das “automatische” Rauchen. Die Gewohnheit läuft automatisch weiter, auch wenn sich an den Umständen etwas geändert hat: Als ich vor Jahren auf einen Automatik-Wagen umgestiegen bin, hat mein linker Fuß noch oft ins Leere getreten, während meine rechte Hand am Schalthebel hantieren wollte.
So geht es auch vielen Raucher, gerade wenn sie viel rauchen: Eine ganze Anzahl an Zigaretten wird automatisch angezündet, vor allem, wenn man mental sehr eingespannt ist, Stress hat oder abgelenkt ist.
Was aber kannst du machen, um von diesen Fesseln frei zu werden?
- Mach dir die unbewussten Vorgänge bewusst! Denn alle drei Fesseln setzen im unbewussten Bereich an.
- Kannst du sehen, dass die Gewohnheit beim Rauchen kein Vorteil ist?
Gewünschte Gewohnheiten haben viele Vorteile, weil sie uns das Leben erleichtern.
Unerwünschte Gewohnheiten haben den Nachteil, dass wir sie nicht einfach sein lassen können, auch weil sie uns vorgaukeln, dass uns Vorteile bringen.
Beim Rauchen war es ja vielleicht zeitweise wirklich so, dass wir Vorteile erlebt und genossen haben: Wir gehörten dazu und wir fühlten uns schon wie Erwachsene.
Irgendwann war das aber kein Vorteil mehr. Deshalb können wir das heute mal untersuchen: Was empfinden wir immer noch als Vorteil beim Rauchen?
Vielleicht die Geselligkeit mit anderen. Aber gibt es Geselligkeit nicht auch bei Nichtrauchern?
Oder das Gefühl der Entspannung. Sieben Sekunden nach dem Anzünden der Zigarette. Dabei übersehen wir aber die Dynamik, dass du als Raucher unter einer allgemeinen Anspannung stehst. Anders als der Nichtraucher. Deshalb hast du das Gefühl einer Entspannung. In Wahrheit ist es aber eine Täuschung. - Erkenne alle vermeintlichen Vorteile des Rauchens als Täuschung und formuliere sie um.
Das macht es für dich leichter. Denn was dir keine Vorteile bringt, kannst du leichter loslassen.